Artikel im Alt-/Neuöttinger Anzeiger vom 05.10.2021
Offizieller Startschuss für die Emmertinger Fernwärmeversorgung – Volle Zufriedenheit bei EGIS, Gemeinde und ZAS
Emmerting. „Der ZAS war für uns schon lange Objekt der Begierde – zumindest was die Restwärme aus dem Müllverbrennungsvorgang angeht“, erklärte Pascal Lang bei der Einweihungsfeier der Fernwärme Emmerting. Der Vorstandvorsitzende der EGIS war Triebfeder und kreativer „Macher“ was die Umsetzung des aufwendigen und zukunftsweisenden Projekts betrifft.
Die Gemeinde hat mit der EnergieGenossenschaft Inn-Salzach (EGIS) ein einzigartiges Energiekonzept auf die Beine gestellt. Seit 2020 wurde, ausgehend vom Gewächshaus Steiner, das Fernwärmenetz Richtung Emmerting ausgebaut. Am Freitag kam es nun zum obligatorischen „Aufdrehen“ der Fernwärmeleitung.
Es gab einige Hürden zu meistern, bevor man in die Umsetzung gehen konnte. „Mutig war der Anschlusszwang für das Neubaugebiet“, so Lang, der den Bauherrn im Nachhinein eher ein Anschluss“glück“ bestätigt. Außerdem bedurfte es vorab eines kreativen Landwirts aus Österreich, der das Potenzial erkannte und in Bruck ein Gewächshaus errichtete. Auch von den Macher-Qualitäten der EGIS berichtet Lang: „Von der Machbarkeitsstudie bis zum richtigen Baubeginn vergingen gerade einmal zwölf Monate. Das außergewöhnliche Tempo haben wir auch dem jungen, dynamischen Bürgermeister und einem äußerst flexiblen Gemeinderat zu verdanken.“ Eine weitere Herausforderung auf dem Weg der Fernwärmeleitung sei das Kreuzen der unzähligen Pipelines gewesen. „Hier kam die finale Genehmigung der Juristen sprichwörtlich in letzter Sekunde!“
Für Pascal Lang und die EGIS ist es das Ziel gewesen, so viele Ölheizungen wie möglich zu verbannen. „Wir wollten diese aber nicht durch genauso schädliche Gasheizungen ersetzen, sondern mit nachhaltiger Fernwärme aus dem Müllheizkraftwerk“, gab der Geschäftsführer zu verstehen. „Für die Emmertinger ist es sicher ein beruhigendes Gefühl zu wissen, wo ihre Wärme herkommt. Vor allem in diesen turbulenten Zeiten, wo Öl und Gas wieder absolut den politischen Interessen unterliegen, ist es gut, wenn die Wärme aus dem Landkreis kommt.“ Das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem „I“ sei, so Lang, dass die Bürger als Mitglieder an der EGIS beteiligt sind und somit in ihr eigenes Netz investieren. „Das nennt man Wertschöpfung vor Ort.“
In den nächsten Tagen sollen die ersten Häuser mit Fernwärme versorgt werden, zunächst im Neubaugebiet, ab Oktober im Bestand und gegen Ende des Jahres auch die Schule und das Rathaus. Insgesamt wolle man in den kommenden Jahren zwölf bis 14 Millionen Euro in Emmerting „vergraben“, fasst Lang zusammen.
Auch MdL Dr. Martin Huber betonte bei der Einweihung: „Die EGIS ist ein toller Antreiber nachhaltiger Projekte. Wir sind stolz darauf, die EGIS im Landkreis zu haben. Sie verbindet auf vorbildliche Weise Umweltschutz und Wertschöpfung miteinander und beweist mit der Fernwärme in Emmerting, dass es sich beim Müll, der im Heizkraftwerk verbrannt wird, nicht um Abfall, sondern um Rohstoffe handelt.“
Landrat Erwin Schneider sprach in seiner Rolle als Lieferant des wertvollen Rohstoffes: „Wir suchen immer wieder Abnehmer für die entstehende Wärme und sind froh, mit Gemüsebau Steiner und der Gemeinde Emmerting einen solchen gefunden zu haben.“ Nach seinen Informationen könne man mit den nach Emmerting gelieferten 10000 Megawatt bis zu 5000 Häuser heizen. „Ich bin schon immer dafür, dass wir die Wärme sinnvoll nutzen und nicht wegwerfen“, ergänzte der Landrat. Immerhin generiere der Landkreis als Betreiber des ZAS auch Einnahmen, die der gesamten Bevölkerung zugute kommen. Schneider mutmaßte: „Wir könnten mit der Abwärme vermutlich den halben Landkreis heizen. Hoffentlich findet das Projekt noch viele Nachahmer.“
Den harmonischen Fünf-Klang zwischen EGIS, Gemeinde, der Firma Steiner und den Anschlusswerken, die für die zeitgleiche Verlegung der Glasfaserkabel in der Gemeinde verantwortlich zeichnen, lobte Bürgermeister Stefan Kammergruber. „Das ist ein Riesen-Mehrwert für unsere Bürger. Wir können die Gemeinde so absolut zukunftsträchtig mit Wärme und Glasfaser versorgen.“ Der Schritt, der anfangs wie ein kompliziertes Puzzle gewesen sei, habe sich als absolut richtig für den Ort erwiesen. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir so schnell einen Konsens finden konnten. Für mich geht mit dieser Einweihungsfeier ein echter Herzenswunsch in Erfüllung“, so Kammergruber, der allen mitwirkenden Firmen und Involvierten beste Zusammenarbeit bescheinigte. „Die am Bau beteiligten Betriebe waren nahezu alle aus der Region. Somit bleibt auch hier die Wertschöpfung vor Ort.“− pp