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Die Abfallverwertung wird nicht teurer

Artikel aus dem Alt-/Neuöttinger Anzeiger vom 04.12.2021

Investition in Bunker im Müllheizkraftwerk – 2020 so viel Müll angeliefert wie noch nie – Störfeuer wegen der Biotonne

Pfarrkirchen/Burgkirchen. Die Corona-Pandemie hat in der Müllverbrennungsanlage Burgkirchen zu einem Rekord-Durchsatz geführt, der wegen Regel-Instandhaltungsarbeiten 2021 gesunken ist und in den nächsten Jahren wieder das Niveau vor Corona erreichen wird. Die Müllanliefer-Gebühren können beibehalten werden und Investitionen in einen Müll-Zwischenbunker sichern die für den wirtschaftlichen Betrieb wichtige Anlieferung ….. Das waren die wichtigsten Elemente der Bilanz, die der Altöttinger Landrat Erwin Schneider als Vorsitzender des Zweckverbands Abfallverwertung Südostbayern (ZAS) bei der jüngsten Verbandsversammlung im Bürgerzentrum Burgkirchen gezogen hat.

Anderes Konsumverhalten in Pandemie wirke sich aus

Schneider berichtete, dass 2020 aufgrund einer Erhöhung der Betriebszeiten um 700 Stunden rund 10000 Tonnen mehr Abfälle verbrannt werden konnten. Mit 244000 Tonnen sei die höchste Anliefermenge seit der Inbetriebnahme erreicht worden. Auch der Anlagendurchsatz, die verbrannte Menge im Müllheizkraftwerk, habe mit 255000 Tonnen „auf höchstem Niveau“ gelegen. Schneider führte das auf das geänderte Konsumverhalten in der Pandemie zurück. Außerdem hätten auch 500 bis 1000 Tonnen an Schutzmasken zur Steigerung um insgesamt rund 8500 Tonnen beigetragen.

Im Jahr 2021 wurden an beiden Ofenlinien Instandhaltungsarbeiten und Revisionen durchgeführt, weshalb der Anlagendurchsatz bis Oktober um etwa 7000 Tonnen gesunken ist und die Anliefermenge um rund 5000 Tonnen. Die Auslastung und die Erlössituation würden damit in etwa auf Vor-Corona-Niveau liegen, sagte Schneider.

Für 2022 plant der Zweckverband zwei Millionen Euro an Investitionen für den Umbau des nicht mehr genutzten Schlackebunkers zu einem Müllzwischenbunker und zur Umschlagseinrichtung für Abfälle. Derzeit würden die Abstimmungsgespräche mit der Regierung von Oberbayern und dem Landesamt für Umwelt vorbereitet, sagte der Verbandsvorsitzende. Mit rund 6500 Kubikmetern zusätzlichem Zwischenlagervolumen solle die Anlage bei Naturkatastrophen aufnahmefähig bleiben, bei denen Sperrmüll auch aus weit entfernten Regionen angeliefert werden kann. In diesem Jahr war dies beispielsweise bei den Überschwemmungen an der Ahr der Fall. Außerdem könne ein Zwischenbunker auch Engpässe vermeiden. Sie könnten während Revisionen entstehen. In solchen Fällen haben bisher andere Anlagen ausgeholfen, bei denen es aber zu einer Kapazitätsverknappung kommen könnte.

Zunächst kündigte Schneider die Beibehaltung der „sehr niedrigen Entgelte der Verbandsmitglieder“ von 23 Euro pro Tonne für den Landkreis Altötting und 63 Euro pro Tonne für die übrigen Landkreise an, die im Haushaltsplan anschließend auch beschlossen wurde. Danach aber schloss er seinen Bericht mit einem „weniger erfreulichen Hinweis“: Zum einen würden inzwischen nur noch „sehr restriktiv“ Anlagenteile von der Stromsteuer befreit, womit sich der Aufwand beim ZAS vorerst auf rund 380000 Euro verdoppeln werde. Zum anderen könnten Müllverbrennungsanlagen künftig in den nationalen Emissionshandel mit einbezogen werden, was Schneider als „erheblich dramatischer“ bezeichnete. Falls das für Abfälle so komme, könnten sich die Entgelte für die Verbandsmitglieder fast verdoppeln. Auch die sonstigen Anlieferungen und die Gewerbeabfälle würden sich verteuern.

Bei der Diskussion des Geschäftsberichts machte Franz Eder als Kreistagsmitglied und Delegierter des Landkreises Berchtesgadener Land den Vorschlag, dass Landkreise ohne Biomülltonne für ihre Anlieferungen etwas mehr bezahlen sollten. „Der missionarische Eifer aus dem Landkreis Berchtesgadener Land ist in Altötting nicht willkommen“, entgegnete ihm Erwin Schneider.

Haushalt einmütig verabschiedet

Josef Huber, stellvertretender Landrat des Landkreises Rosenheim, sprang Schneider bei. Er sagte, auch sein Landkreis wolle möglichst lange keine Biotonne einführen. „Wir haben die Biotonne auch eingeführt und man könnte über den Vorschlag einmal nachdenken, auch wenn das momentan keine Rolle spielt“, sagte Josef Konhäuser, stellvertretender Landrat des Landkreises Traunstein. Franz Eder gab zu, dass er seinen Vorschlag noch nicht abgesprochen habe und ihn erst im Kreistag zur Sprache bringen wolle. Sein Landkreis habe seit Einführung der Biotonne zwischen einem Viertel und einem Drittel weniger angeliefert. Dazu merkte Kreisrat Hans Eschlberger als zweiter Delegierter aus dem Berchtesgadener Land an, dieser Rückgang könnte auch andere Ursachen haben. Nach dem Hinweis aus Traunstein, so krasse Rückgänge seien seit Einführung der Biotonne im Dezember 2020 nicht verzeichnet worden, erlosch das kleine „Störfeuer“ und der Verbandsvorsitzende konnte seine Regularien schnell abschließen.

Jeweils einstimmig beschloss die Versammlung die Entlastung des Vorstands für 2020, die Haushaltssatzung und den Wirtschaftsplan für 2022 sowie eine Änderung der Verbandssatzung und der Geschäftsordnung. Letzteres erlaubt künftig Hybridsitzungen, an denen Verbandsräte per Videokonferenz teilnehmen können. Präsenzveranstaltungen sollen aber die Regel bleiben.   -dif