Bei der jüngsten Verbandsversammlung des Zweckverbandes Abfallverwertung Südostbayern im Forum Altötting betonte Verbandsvorsitzender Erwin Schneider (hinten Mitte), dass die höheren Ausgaben aufgrund von Lieferschwierigkeiten und erhöhten Rohstoff- und Transportkosten bleiben würden. −Foto: Schönstetter
Artikel im Alt-/Neuöttinger Anzeiger vom 14.12.2022
ZAS profitiert bei Dampflieferungen von hohen Preisen – Rohstoffkosten steigen
Beinahe fünfmal so viel wie sonst im Jahresschnitt verdient die Müllverbrennung in Burgkirchen aktuell mit dem Verkauf von Energie: Der ZAS, der Zweckverband Abfallverwertung Südostbayern, nimmt gerade sehr viel Geld mit Dampf ein. Denn die Gaspreise sind Grundlage für die Abrechnung der Dampflieferungen. Das „aber“ jedoch betonte Landrat und Verbandsvorsitzender Erwin Schneider bei der jüngsten Verbandsversammlung im Forum Altötting: Während die sehr hohen Einnahmen im Energiesektor wohl temporär seien, würden die höheren Ausgaben aufgrund von Lieferschwierigkeiten und erhöhten Rohstoff- und Transportkosten voraussichtlich länger bleiben.
Trotzdem: Die aktuellen Zahlen des ZAS gehen sprichwörtlich durch die Decke. Dass hier das niedrige Preisniveau bei den Verbandsmitgliedern für die Müllentsorgung gehalten werden kann, schien also keine große Nachricht – im Landratsamt war sogar überlegt worden, die Abfallgebühren für ein Jahr auf Null zu setzen, um die hohen Rücklagen zu reduzieren, wie Landrat Erwin Schneider auf Nachfrage aus der Versammlung mitteilte. Denn auch er sehe, dass angesichts der hohen Inflation die Rücklagen ohne Zutun weniger würden. Davon abgebracht habe ihn Robert Moser, kaufmännischer Werkleiter des Zweckverbands. Der Grund: Die Ungewissheit, welcher der ZAS entgegenblickt. Gas- und Strompreise würden sich, so Moser, hoffentlich zeitnah wieder normalisieren, allerdings stünden Investitionen beim ZAS wie der Umbau des früheren Schlackebunkers an. Mit hohen Rücklagen habe man die Möglichkeit, bei starken Schwankungen nicht sofort die Preise für den Verbraucher erhöhen zu müssen.
Eingepreist werden müsse in Zukunft eine CO2-Besteuerung, worauf Erwin Schneider – nicht ohne Unmut – in seinem Bericht hinwies. Hintergrund ist das Brennstoffemissionshandelsgesetz, wonach ab 2024 auch Abfälle besteuert werden. „Bei der Verbrennung einer Tonne Abfall entsteht rund eine Tonne CO2“, erklärte Schneider. Siedlungsabfälle enthielten etwa zu jeweils 50 Prozent fossilen und biogenen Kohlenstoff, wobei nur der fossile Kohlenstoff besteuert werden soll. Für den ZAS macht das laut Schneider über neun Millionen Euro zusätzlich im Jahr aus – „eine Müllsteuer, die die Bürger zahlen müssen“, so der Verbandsvorsitzende. „Für mich ist das nur schwer verständlich, wenn man gleichzeitig aufgrund der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs Entlastungsdiskussionen für Haushalte und Industrie führt.“
Zurück aber zum Jahr 2021, dem eigentlichen Berichtsjahr, in dem die hohen Energiepreise noch nicht ganz so durchschlugen wie sie es 2022 tun werden: Robert Moser schlüsselte den anwesenden Delegierten des ZAS aus den Landkreisen Altötting, Berchtesgadener Land, Traunstein, Mühldorf, Pfarrkirchen, Dingolfing-Landau und Rosenheim die Zahlen auf. Die Anliefermenge blieb 2021 zwar auf sehr hohem Stand, ist aber um knapp 3000 Tonnen auf 167820 Tonnen zurückgegangen. Hauptgrund dafür sei die Einführung der Biotonne im Landkreis Traunstein. Trotzdem war 2021 das bislang zweitbeste Jahr in der Geschichte der Müllverbrennung was die Menge an angeliefertem Müll angeht. Nach wie vor, betonte Moser, biete der ZAS mit die niedrigsten Entsorgungspreise in ganz Deutschland. Dass es darüber angesichts gestiegener Kosten keine Diskussion gab, ist dem Dampfpreis zu verdanken: Der Gaspreis – an den der Dampfpreis gekoppelt ist – habe sich im Laufe des Jahres 2021 so erhöht, dass sich der durchschnittliche Dampfpreis fast verdreifacht hat – und das, obwohl der große Preistreiber im Energiesektor, der Ukraine-Krieg, da noch nicht stattgefunden hat. Fünf Millionen Euro mehr als in Vorjahr hat der ZAS mit den Dampflieferungen eingenommen. Unter Berücksichtigung von Fernwärmelieferungen und Stromeinspeisung sind die Energieerlöse des ZAS insgesamt um fast vier Millionen Euro auf gut 9,6 Millionen Euro gestiegen – der mit Abstand höchste Wert seit der Inbetriebnahme, sagte Moser. Auf der Ausgabenseite stehen vor allem gestiegene Preise für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, sowie zwei Ofenrevisionen, die aufgrund der Corona-Lage ins Jahr 2021 verschoben worden waren. In der Jahresrechnung 2021 ergibt sich insgesamt ein Fehlbetrag von 6,5 Millionen Euro, was über 8 Millionen Euro weniger sind als eingeplant.
Auch Haushaltssatzung und Wirtschaftsplan 2023 standen zum Beschluss auf der Tagesordnung der Verbandsversammlung. Angesichts der Turbulenzen bei Energie- und Rohstoffpreisen im laufenden Jahr habe man sich in der Kalkulation für 2023 schwer getan, berichtete Robert Moser. Der ZAS rechnet mit einer Verringerung der Müllanlieferungen, dafür wird bei den Energieerträgen ein höherer Wert aus dem Durchschnitt von 2021 und 2022 angesetzt. Große Unsicherheit herrsche angesichts der „extremen Marktsituation“ was Betriebsstoffe angeht – diese seien teilweise am Markt nicht mehr verfügbar gewesen, Betriebsstopps habe es in Burgkirchen aber bisher nicht gegeben – zumindest noch nicht. Wenn sie denn verfügbar sind, rechnet der ZAS für 2023 mit um 73 Prozent gestiegenen Kosten für die Betriebsstoffe. Insgesamt wird ein Jahresfehlbetrag von knapp 13 Millionen Euro angestrebt.
Kaum grundsätzliche Einwände kamen von den Delegierten der Verbandsmitglieder in der Sitzung – einzig beim Thema Biotonne „kommen wir nicht zam“, um es mit den Worten von Erwin Schneider zu sagen. BGL-Kreisrat Franz Eder hatte Schneider vorgeworfen, sich mit der Ablehnung der Biotonne „unsolidarisch“ gegenüber den anderen ZAS-Mitgliedern zu verhalten, da somit ein höherer Anteil an Biostoffen in der Müllverbrennung lande und zudem Kapazitäten wegnehme, für die externe Anlieferer deutlich mehr zahlen würden als die Altöttinger. Doch Schneider blieb hier wie stets unnachgiebig: „Biotonne nur über meine – politische – Leiche“, wiederholte er. Was aber, so gestand Schneider zu, ja zumindest zeitlich absehbar sei. Für die Bilanz 2022 allerdings dürfte die Biotonne kaum einen Unterschied machen: Hier wird der hohe Energiepreis dann noch stärker zuschlagen – in diesem Fall zu Gunsten des Verbands.