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(Noch) keine Erhöhungen bei Verbandsmitgliedern

Artikel im Alt-/Neuöttinger Anzeiger vom 28.10.2023

Zweckverband Abfallverwertung: Schwankende wirtschaftliche und rechtliche Entwicklung erschwert Prognose für 2024

Burgkirchen. Gute Nachrichten für den Landkreis Altötting und die Verbandsmitglieder des Zweckverbands Abfallverwertung Südostbayern (ZAS): Die Entsorgungsgebühren bleiben im kommenden Jahr mit 23 Euro je Tonne für den Landkreis und 63 Euro pro Tonne für die anderen Verbandsmitglieder unverändert. Einen entsprechenden Beschlussvorschlag hat der ZAS-Werkausschuss am Donnerstag einstimmig verabschiedet.

Das Gremium hatte sich am Donnerstag zu einer Sitzung im Verwaltungsgebäude des Müllheizkraftwerks Burgkirchen getroffen, um über den Wirtschaftsplan 2024 vor zu beraten, die Ergebnisse aus dem ersten Halbjahr 2023 zu besprechen und den Geschäftsbericht 2022 zu verabschieden.

Erhebliche Unsicherheiten bei Prognose für 2024

„Aufgrund der stark schwankenden wirtschaftlichen und rechtlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren ist die Prognose für das Jahr 2024 derzeit mit erheblichen Unsicherheiten verbunden“, sagte Robert Moser, kaufmännischer Werkleiter des ZAS. Zum einen normalisierten sich die Energieerlöse nach dem überraschenden Anstieg in den vergangenen zwei Jahren. Zum anderen treffe die Einführung des Brennstoffemissionshandelsgesetz (kurz: BEHG) für Abfallverbrennungsanlagen den ZAS voll.

Moser geht davon aus, dass im Jahr 2024 etwa 233000 Tonnen Müll angeliefert werden, etwa 2000 Tonnen weniger als 2023. „Trotz der rückläufigen Einnahmen und den steigenden Ausgaben im Planungsjahr kann der ZAS die Kosten, die durch das BEHG entstehen – rund 20 Euro pro Tonne für 2024, was einen Betrag von circa 3,117 Millionen Euro entspricht, – noch auf Erhöhungen bei den Verbandsmitgliedern verzichten“, sagte Moser.

Altöttings Landrat Erwin Schneider, Vorsitzender des Zweckverbands, betonte, dass der Verband mit seinen Gebühren damit deutschlandweit auf niedrigstem Niveau liege: „In Bayern liegt der Durchschnitt bei 100 Euro.“

ZAS-Werkleiter Moser rechnet für 2024 mit Einnahmen aus Müllanlieferungen von 19,55 Millionen Euro, rund 1,34 Millionen Euro mehr als 2023. Die Erlöse aus Energie fallen voraussichtlich um 3,475 Millionen Euro auf 11,66 Millionen Euro. „Das ist aber immer noch doppelt so hoch wie in üblichen Jahren“, hob Moser hervor. Insgesamt rechnet der ZAS mit Erträgen in Höhe von 33,14 Millionen Euro, was 2,3 Millionen Euro weniger als im Vorjahr entsprechen würde.

Für anstehende Investitionen plant der ZAS fünf Millionen Euro, unter anderem für den Umbau der Sodaanlage und den Müllzwischenbunker. Für Großprojekte der Instandhaltung kalkuliert der Verband mit acht Millionen Euro. Hier verschlingen beispielsweise der Überhitzer 1,78 Millionen Euro, die Brandschutzeinrichtungen 727000 Euro sowie die Bausanierungen und die Infrastruktur 286000 Euro. „Damit gehen wir von einem geplanten Jahresfehlbetrag in Höhe von 23,96 Millionen Euro aus“, sagte der ZAS-Werkleiter. Mit Mitteln aus dem Vermögenshaushalt 2024 will der Verband das Minus ausgleichen.

Kopfzerbrechen bereitet den Verantwortlichen der Umbau des Schlackebunkers, um die Müllzwischenlagerkapazität im Müllheizkraftwerk zu erhöhen. Für 2024 ist 1 Million Euro eingestellt, für die Folgejahre weitere 11 Millionen Euro. „Da muss geprüft werden, ob sich Fledermäuse eingenistet haben“, erklärte Moser. Falls ja, müsse man abwarten, wie es dann weitergehe.

Im ersten Halbjahr 2023 landeten circa 81700 Tonnen Müll von den Verbandsmitgliedern, den Landkreisen Berchtesgadener Land, Mühldorf, Traunstein, Rosenheim und Altötting, im Heizkraftwerk Burgkirchen. Rund 33815 Tonnen brachten andere Kunden. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich die Abfallmenge der Verbandsmitglieder leicht erhöht, die der weiteren Kunden um circa 1360 Tonnen reduziert. „Damit war die Auslastung des Müllheizkraftwerks im ersten Halbjahr 2023 annähernd auf dem hohen Niveau des Vorjahres“, informierte Moser. In Summe hätten sich die Erlöse aus den Müllanlieferungen, zu denen unter anderem auch flüssige Abfälle zählen, um knapp neun Prozent auf etwas mehr als zehn Millionen Euro verringert.

Einnahmen reduzieren sich auf 10 Mio. Euro
 

Da die Energieerlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2022 um etwa 2,93 Millionen gesunken sind, reduzieren sich die Einnahmen bislang auf 10,03 Millionen Euro. Der Wirtschaftsplan für das Jahr 2023 sieht für das Gesamtjahr 2023 Erlöse in Höhe von etwa 15,14 Millionen Euro vor. Für das komplette Jahr 2023 gab es im Wirtschaftsplan Kalkulationen für Gesamterträge von 35,44 Millionen Euro. Sie umfassen neben den Energieerlösen die angelieferten Mengen Abfall.

Instandhaltungskosten und Materialaufwendungen haben sich im ersten Halbjahr 2023 deutlich erhöht: Insgesamt summieren sich die Ausgaben auf mehr als 27 Millionen Euro. Personalkosten, operative Aufwendungen, Abschreibungen und weitere Posten ergäben unter Berücksichtigung der Steuer in Quartal I und II 2023 einen Verlust von 716400 Euro. „In Summe sind wir im Wirtschaftsplan 2023 davon ausgegangen, dass wir einen Jahresverlust von 17,67 Millionen Euro machen“, fasste Moser die Zahlen des aktuellen Jahres zusammen. Jetzt bleibe abzuwarten, wie sich die verbleibenden Monate noch entwickeln.

Eine erfreuliche Bilanz konnte der ZAS für das Jahr 2022 ziehen: In Summe erzielte der Verband einen Jahresgewinn von knapp neun Millionen Euro. Im Vorjahr schlug noch ein Verlust von 6,54 Millionen Euro zu Buche. „An dieser positiven Entwicklung hat die unerwartete massive Preissteigerung der Energieerlöse beigetragen“, erklärte der ZAS-Werkleiter. Insgesamt erreichte der Verband dort einen Erlös von 27,84 Millionen Euro. Im Vergleich: 2021 waren es gerade einmal 9,66 Millionen Euro. „Damit entfallen 53 Prozent unserer Umsatzerlöse auf die Energieerzeugung. In früheren Jahren sind zwischen fünf und sechs Millionen Euro angefallen“, verglich Moser.

Zwischen Januar und Dezember 2022 wurden im Heizkraftwerk insgesamt 238240 Tonnen Abfall verbrannt. Davon entfielen rund 158000 Tonnen auf die Mitglieder des ZAS. 2021 waren es noch 240700 Tonnen Müll. Die Jahresbilanz 2022 wäre noch besser ausgefallen, wenn die Preise für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe nicht so immens gestiegen wären. Sie stiegen in Summe um 1,67 Millionen Euro auf etwa 3,74 Millionen Euro an.

Die Mitglieder des Werkausschusses erteilten die Entlastung für den Jahresabschluss ohne Gegenstimme und stimmten zudem dafür, den Jahresgewinn der allgemeinen Rücklage des ZAS zuzuführen.