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ZAS profitiert von Corona

Artikel im Alt-/Neuöttinger Anzeiger vom 27.10.2021

Zweckverband Abfallverwertung Südostbayern verzeichnet starken Anstieg der Müllmengen – Niedrigste Gebühr in Bayern

Altötting. Gewinne, Investitionen und die Digitalisierung: Diese Themen standen im Vordergrund der Werksausschusssitzung des Zweckverbands Abfallverwertung Südostbayern (ZAS) am Freitag im Landratsamt Altötting. Unter den Teilnehmern waren die Landräte, deren Kreise dem Zweckverband angehören sowie Robert Moser und Hubert Bartylla, kaufmännischer bzw. technischer Werksleiter des ZAS Burgkirchen. Sie informierten über die wirtschaftliche Entwicklung des ZAS.

Eine positive Nachricht folgte gleich zu Beginn der Sitzung. „Der Zweckverband ist gewissermaßen ein Gewinner der Pandemie“, so Robert Moser. Dies gehe aus dem zweiten Zwischenbericht für das Jahr 2020 hervor. Um rund 8500 Tonnen auf etwa 170000 Tonnen seien die angelieferten Abfallmengen der Verbandsmitglieder im Vergleich zu 2019 angestiegen. „Durch die Pandemie fällt deutlich mehr Hausmüll an“, erklärte der kaufmännische Werksleiter. Alleine durch die verwendeten Schutzmasken entstehen laut Moser hochgerechnet etwa 500 bis 1000 Tonnen zusätzliche Abfälle pro Jahr. Im Landkreis Altötting wuchs die produzierte Müllmenge um knapp 1800 Tonnen auf circa 25800 Tonnen an. Für einen Anstieg der angelieferten Müllmengen auf Rekordniveau sorgte auch die auf heuer verschobene zweite Revision, teilte Moser mit.

Insgesamt verzeichnete der Zweckverband 2020 eine Verbesserung der Umsatzerlöse um 1,8 Prozent auf gut 29 Millionen Euro. Es ergab sich ein Jahresverlust von etwa 7,6 Millionen Euro – im Vorjahr waren es noch 10,3 Millionen Euro. Bereits vor Jahren hatte man entschieden, die allgemeinen Rücklagen, aktuell etwa 77 Millionen, systematisch abzubauen. Auch der Betrieb sei während der Pandemie – „wenn auch nicht immer einfach“ – mit gutem Management und ein wenig Glück aufrechterhalten worden, so Moser. Die Entlastung wurde einstimmig erteilt.

„Nicht ganz so erfolgreich“, wie Robert Moser daraufhin fortführte, verliefen die ersten sechs Monate heuer. Um circa 5800 Tonnen seien die gelieferten Müllmengen im Vergleich zur Vorjahresperiode gesunken; auch bedingt durch die zwei Revisionen im Halbjahr. Im Landkreis Altötting stieg die Müllmenge im Vergleich zum Vorjahr dennoch um 150 Tonnen.

Die Umsatzerlöse des ZAS betrugen im 1. Halbjahr 4,4 Millionen Euro – ein Rückgang um 470000 Euro. Verrechnet mit den getätigten Investitionen und Ausgaben ergibt sich damit in dem Zeitraum ein Verlust von mehr als 6,2 Millionen Euro – ein Anstieg von zwei Millionen gegenüber der Vorperiode. Insgesamt ist für 2021 ein Jahresverlust von über 14,6 Millionen Euro einkalkuliert.

„Die Auslastung der Verbrennungsanlagen ist aber weiterhin auf hohem Niveau“, sagte Robert Moser. Zurückzuführen sei dies zum einen auf die Naturkatastrophen Mitte Juli, wodurch erhebliche zusätzliche Abfallmengen angefallen seien. Zum anderen seien die Verbrennungsentgelte mit 23 Euro pro Tonne für den Landkreis Altötting und 63 Euro pro Tonne für die übrigen Verbandsmitglieder laut Moser wahrscheinlich die niedrigsten in ganz Bayern. „Die Gebühr ist sensationell günstig“, verdeutlichte auch Landrat Erwin Schneider. „Und dieses Preisniveau bleibt“, stellte Hubert Bartylla klar.

Der technische Werkleiter des ZAS Burgkirchen stellte neben dem Wirtschaftsplan 2022 auch das Investitionsprogramm für das kommende Jahr vor. Weiterhin wolle man das Konzept, die Rücklagen abzubauen, vorantreiben. Deshalb werden Investitionen in Höhe von über 7,7 Millionen Euro getätigt. Die größten Projekte sind dabei die Sanierung des Energiekanals – veranschlagt mit 1,2 Millionen Euro – sowie der Umbau des Schlackebunker zur Erhöhung der Müllspeicherkapazität – das kostspieligste Projekt mit zwei Millionen Euro. Darüber hinaus ist ein Budget von etwas mehr als neun Millionen Euro für Großprojekte der Instandhaltung eingeplant. Die Gremiummitglieder beschlossen das Programm einstimmig – ebenso auch den Wirtschaftsplan für das nächste Jahr.

Der Zweckverband erwartet darin eine Erhöhung der Einnahmen aus der Müllanlieferung um 226000 Euro auf rund 19 Millionen Euro. Zusammengerechnet mit den Energieerlösen, den Dampf- und Stromlieferungen sowie der Erlöse aus der Rückstandsentsorgung wird mit Erträgen in Höhe von 25,7 Millionen gerechnet – 611000 Euro mehr als 2021. „Weniger erfreulich“ sei nach den Worten der beiden Werkleiter die Erhöhung der Stromsteuern. Mit 380000 Euro sind sie verdoppelt worden. Ursächlich dafür sei eine veränderte Auslegung eines Gesetzes, so Moser und Bartylla. Die Materialaufwendungen wurden mit mehr als 26 Millionen Euro kalkuliert – ein Plus von 10,7 Prozent gegenüber der Vorjahresplanung. Alles in allem ergeben sich dadurch Gesamtaufwendungen in Höhe von rund 42,5 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag beläuft sich auf rund 16,6 Millionen. Dem sowie den unveränderten Entsorgungsentgelten stimmten die Anwesenden einstimmig zu.

Abschließend schlug Landrat Erwin Schneider dem Gremium die Änderung der Verbandsatzung und Geschäftsordnung vor, um sogenannte Hybridsitzungen, die Mischung aus präsenter und digitaler Sitzung, beim Zweckverband zu ermöglichen. „Damit kann die Flexibilität erhöht und die zeitliche Beanspruchung für die Mitglieder verringert werden“, sagte der Vorsitzende. Werner Bumeder, Landrat des Landkreises Dingolfing-Landau, äußerte dazu allerdings seine Bedenken: Besonders bei kritischen Themen sei ein Zusammenkommen zwingend notwendig. Dafür sollte sich jeder die Zeit nehmen. Er unterbreitete daraufhin den Vorschlag, die Sitzungen grundsätzlich in Präsenz zu planen. Alleine der Vorsitzende könne jeweils im Vorfeld einer Sitzung entscheiden, ob Gremiummitglieder auch per Videoschalte teilnehmen können. Dies wurde einstimmig beschlossen.